Ein Hotel zu buchen, das keiner der großen Ketten angehört und noch dazu individuell eingericht ist, kann zu einem wunderbaren Erlebnis werden. Oder zum Fiasko. Leider letzteres. Mit der Buchungsbestätigung erreichten mich erschreckende Zeilen gespickt mit drakonischen Androhungen und Strafgeldern, sollte ich als Gast jemals wagen... ein herzlicher Willkommensgruß, wie ihn andere Hotels gerne versenden, ist hier offenbar ganz einfach nicht erwünscht. Ob aber das Einschüchtern der erwartungsfreudigen Gäste wirklich ein Erfolgskonzept ist, wage ich zu bezweifeln. Man fühlt sich von Anfang an nicht als Gast, sondern als Eindringlich. Ein Eindruck, der sich fortlaufend bestätigen würde. Bei meiner Ankunft hatte ich es aufgrund eines Termins eilig, stellte also mein Gepäck im Zimmerchen ab. Mir fiel der patchouli-geschwängerte orientalische Duft auf, ansonsten war das Zimmer sauber und einladend. Eingeschüchtert durch die Drohungen, die mich mit der Buchungsbestätigung erreichten, fragte ich an, inwieweit es möglich wäre, ein privates Gespräch im Hotel zu führen - da bereits bei einem Besuch von 30 Minuten eine weitere Übernachtungsrate in Rechnung gestellt werden würde. Ich ergänze: ich lebe im Ausland, benötige aber durchaus Privatsphäre, um Unterhaltungen zu führen, was noch nie in einem Hotel zum Problem wurde. Hier schon. Der Hinweis, es stünden bei Bedarf separate Räumlichkeiten zur Verfügung, war sicher gut gemeint. Modalitäten erfuhr ich nicht, da die Rezeption nur sehr sporadisch besetzt war, wäre eine Nutzung dieser Räumlichkeiten wohl eher nicht möglich gewesen. Mit etwas gemischten Gefühlen eilte ich zu meinem Termin und als ich gegen 1 Uhr nachts mein Zimmer betrat, stand ich sprichwörtlich im Dunkeln. Es funktionierte ganz einfach keine Lichtquelle. Nichts. Die im Zimmer verfügbaren Telefonnummern liefen ins Leere. Ich war tatsächlich etwas überfordert mit der Situation mitten in der Nacht. Schließlich fand ich auf der Buchungsbestätigung eine Telefonnummer und erreichte eine männliche Stimme, die mich zuallererst auf einen langen Anfahrtsweg ihrerseits aufmerksam machte. Der vorwurfsvolle Ton war nicht zu überhören. Also ließ ich mich im dunklen Hotelzimmer zum Sicherungskasten lotsen, schaltete die Sicherungen ein und aus und einzeln oder gleichzeitig - immerhin für eine gefühlte Minute erglommen die Lampen, dann stand ich wieder im Dunkel. An dieser Stelle hätte ich wohl besser eine alternative Übernachtungsmöglichkeit gesucht... Schließlich ließ sich die männliche Stimme am Telefon doch noch überreden, den langen Weg auf sich zu nehmen und zu kommen. Ich saß so lange eben im stockfinsteren Hotelzimmer. Bei Ankunft des Telefonpartners brannten die Lampen ein wenig, erlöschten wieder. Der Ton blieb wenig zugänglich, als hätte ich mitten in der Nacht absichtlich eine technische Panne herbeigerufen und als würden die wenigen Minuten selbstverständlich reichen, um meinen Koffer auszupacken und schnellstens ins Bett zu sprin
Translate